Allgemeine Informationen zu Elektronik, Platinen, Programmierung, PCs und mehr...

von   am   | 1 Kommentar | aktualisiert am  | 5378 mal gelesen
180 mal als PDF heruntergeladen

Pizza SMD Reflow Ofen

   umgebauter Pizzaofen

SMD löten in einem Pizza Ofen.

Pizza SMD Reflow Ofen

Meinen alten Pizza/Baguette Ofen habe ich ein wenig umgebaut.

Da ich viel mit SMD arbeite und ich das eigentliche Löten dabei nicht sonderlich mag, hatte ich schon vor längerer Zeit die Idee, meinen alten Pizzaofen dazu zu nutzen. Erste Tests, ohne die Temperatur überwachen oder gar steuern zu können, waren nicht sonderlich gut ausgegangen.
Ebenso wollte ich den Ofen nutzen, um die Folie für eine Lötstoppmaske thermisch auszuhärten. Hierzu ist eine Temperatur von ca. 130°C nötig. Beim Löten von SMD ca. 180°C bei einer Zeit von ungefähr vier Minuten. Und auch die Möglichkeit, den Ofen für ein Reflow bei einem Mainboard nutzen zu können, ist sehr interessant. Ebenso das “Auslöten” von SMD Bauteilen von ausrangierten Platinen.
 
Also musste eine Temperatursteuerung her. Diese wollte ich mit einem Atmega8 bzw. Atmega168 realisieren.

Der Umbau des Pizzaofens zum “Pizza SMD ReflowOfen”:

Als erstes habe ich Tasten eines alten DVD-Players genommen, um nachher die Schaltung steuern zu können.

Tasten DVD-Player
Tasten DVD-Player

 
Die 5 Tasten habe ich einfach aus der Platine geschnitten.

Taster für Pizzaofen

 
Diese habe ich dann verkabelt und beschriftet.
Taster beschriftet

 
Dann habe ich sie an die Steuerplatine angeschlossen.
Taster angeschlossen

 
Zum Schluss noch das Display angeschlossen und die Steuerhardware ist soweit fertig.

Atmega8-Board mit Taster und Display
Atmega8-Board mit Taster und Display

 
Bei meiner ersten Version habe ich den Transformator ein wenig zu klein dimensioniert. Beim Nachbau sollte ein Transformator mit einer Leistung von mindestens 12V und 266mA genommen werden. Die Serie EI38 ist da passend. Das liegt an der Stromaufnahme meines verwendeten Lüfters von 125mA bei 12V.

Hier einmal ein Blick auf die Verkabelung:
Verkabelung

 

Der passende Sensor für den Temperaturbereich 100°C bis 220°C für den “Pizza SMD Reflow Ofen” ist der KTY 84-130.

Um die Heizung im Pizzaofen steuern zu können, braucht man einen Sensor, der die Temperatur im Ofen gut aushält und relativ genau, das heißt in dem Fall linear, ist. Und günstig soll er natürlich auch noch sein.
Ich habe mich für den KTY 84-130 entschieden. Dazu gleich aber mehr.

Sensor KTY 84-130
Sensor KTY 84-130

Die Drähte des Sensors habe ich ein passendes hitzebeständiges Silikonkabel gequetscht und dann mit Schrumpfschlauch isoliert.

Und nun zur Temperatursteuerung für den “Pizza SMD Reflow Ofen”:

Nach einiger Recherche zur Temperaturmessung mit dem Atmega, bin ich auf eine PDF-Datei gestoßen, die mir sehr geholfen hat.
Die PDF ist von Markus Schultheis (ehemals www.computer-barssel.de). In dieser ist eine Grundschaltung für einen Sensor aus der KTY-Serie, eine Tabelle mit Werten und Kennlinien und auch ein wenig Code für BASCOM zu sehen. Ebenso die Informationen und Formeln zur Berechnung der Kennlinien und Werte.
Somit hatte ich die erste Grundlage, um die Temperatur in dem Pizzaofen steuern zu können.
Nachdem ich Kontakt zu Markus Schultheis aufgenommen habe, hat dieser mir freundlicherweise die Exceltabelle zur Verfügung gestellt und sogar netterweise für meine Bedürfnisse ein wenig angepasst.

Ich habe dann aus den verschiedenen Datenblättern der KTY-Sensoren, einmal für die
KTY81er Serie und einmal für die KTY84er Serie, die Werte in die Tabelle eingetragen. Dann habe ich ein wenig mit dem Wert des Vorwiderstands gespielt und konnte so den für mich passenden Sensor finden, der im Temperaturbereich von 100°C bis 220°C möglichst linear ist und die geringste Fehlmessung bei 130°C und 180°C hat.

Hier die Tabelle in der Übersicht, die ich zu meinen Berechnungen genutzt habe:

Wertetabelle für den KTY 84-130

Für den Vorwiderstand hat sich hier ein Wert von 3,3kOhm ergeben.

Weiter geht es beim Umbau des Pizzaofens:

An der Seite mit den Schaltern für Zeit und Ober- und Unterhitze, habe ich den Seitendeckel abgebaut.

Pizzaofen innen

Das Kabel des Sensors habe ich an der Aufnahme des unteren Heizelements in den Ofen geführt:
Heizelement

Kabeldurchführung
Kabeldurchführung

 
Den Sensor habe ich dann ungefähr in die Mitte gelegt und das Kabel in einer Schlaufe mit Draht befestigt.
Sensor verlegt

Sensor
Sensor

 
Damit im Ofen möglichst überall eine gleiche Temperatur herrscht und der Sensor Temperaturveränderungen zeitnah wahrnimmt, ist ein Lüfter nötig. So machen wir eine Art Umluftofen aus dem Pizzaofen.

Mit dem Proxxon habe ich ein Loch in die Seitenwand geschnitten.
Auschnitt Lüfter

Ich habe einen alten 12V Lüfter von Pabst genommen, der mal in meinem PC verbaut war.
Lüfter eingebaut

 
Nachdem die Öffnung für den Lüfter passte, habe ich diesen verschraubt.

Lüfter verschraubt
Lüfter verschraubt

 
Es wird Zeit für den ersten Test:
Probelauf

 
Die Temperatur steigt stetig und gleichmäßig an.

Temperaturmessung
Temperaturmessung

 
Als erstes habe ich die Lötstoppmaske meines USB-ISP Programmierers ausgehärtet.
Lötstoppmaske aushärten

Da ich hier beim Belichten nicht aufgepasst und zu kurz belichtet hatte, ist die Lötstoppmaske bei der Platine nicht so gut gelungen. Sie war auch nach dem Aushärten mit UV-Licht nicht sonderlich fest.
Wartezeit Aushärtung

Wartezeit Aushärtung
Wartezeit Aushärtung

Das thermische Aushärten hat die Lötstoppmaske aber sehr fest und widerstandsfähig gemacht.

Abkühlphase nach Aushärtung
Abkühlphase nach Aushärtung

Nach dem erfolgreichen Testen, habe ich in den Seitendeckel Aussparungen für die Tasten und das Display geschnitten.

Display und Tasten habe ich mit Heißkleber fixiert und dann mit Silikon verklebt. Der Heißkleber würde im Betrieb aufgrund der Wärmeentwicklung flüssig und kann daher nicht auf Dauer zum Verkleben dienen.

Display fixiert

Display und Tasten mit Silikon verklebt
Display und Tasten mit Silikon verklebt

 

Die Software für den “Pizza SMD Reflow Ofen”:

Wie auch bei meinen Belichtungsgeräten, einmal das mit UV-Röhren und das mit UV-LEDs, habe ich die Software in Bascom geschrieben. Als Grundlage für den Teil der Temperaturmessung habe ich den Teil aus der PDF von Markus Schultheis genutzt.
Ich habe in der Software zwei Temperaturprofile geschrieben. Einmal zum Aushärten einer Lötstoppmaske bei 130°C und einer halben Stunde Laufzeit. Und zum SMD-Löten bei 180°C mit einer Laufzeit von vier Minuten. Natürlich können für beide Profile Temperatur und Zeit über die Konfiguration geändert werden.
Zunächst beginnt die Mess- und Aufheizphase. Wenn diese abgeschlossen ist, gibt der Summer ein Signal und nach dem Betätigen der Starttaste beginnt der eingestellte Countdown. Nach dem Countdown folgt eine Abkühlphase auf eine Temperatur von 67°C und danach läuft der Lüfter noch eine gute Minute nach. Die Nachlaufzeit kann natürlich auch eingestellt werden. Ursprünglich hatte ich bei der Abkühlphase 80°C genommen aber das war dann manchmal noch zu warm beim Herausnehmen der Platine.
Es gibt eine Anzeige “H” oben rechts im Display, wenn die Heizung an ist und eine Anzeige “L” unten rechts, wenn der Lüfter läuft.

Aufgrund der Wärmeentwicklung und gerade wenn das Display im Seitendeckel verbaut ist, sollte eine Temperatur über 230°C und dabei eine Laufzeit von vier Minuten nicht überschritten werden!! Das Display würde sonst stark leiden und auch der Lüfter hält auf Dauer einer so hohen Temperatur nicht stand.

Start
Start
Messung
Messung
Aushärtung
Aushärtung
Abkühlphase
Abkühlphase
Lüftung
Lüftung

 

SMD löten im Ofen

Natürlich habe ich die Platine von eben auch dann mit SMD Bauteilen bestückt und in meinem “Pizza SMD Reflow Ofen” gelötet.

SMD löten

 
Nach etwas mehr als der Hälfte der eingestellten Zeit von vier Minuten zeigt sich, wie das Lötzinn verläuft:

SMD löten fast fertig
SMD löten fast fertig

Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden. Gerade beim der SMD-Atmega8 ist es perfekt geworden. Bei dem einen oder anderen Widerstand und Kondensator habe ich ein wenig zu viel Lötpaste genommen.
SMD löten fertig

 
Die Steuerplatine entspricht in der Grundschaltung soweit denen meiner Belichtungsgeräte:

Pizza-SMD-Reflow-Steuerplatine
Pizza-SMD-Reflow-Steuerplatine

Pizza-SMD-Reflow-Steuerplatine

Aufgrund der Schleifen zur Temperaturmessung des Ofens und der Lüftersteuerung, passt der Code aber nicht mehr auf einen Atmega8. Hier muss dann ein Atmega168 genommen werden.

Selbstverständlich sende ich gerne alle Dateien, wie das Eagle-Layout und Schaltplan, die Software und die Exceltabelle zu dem Projekt auf Anfrage über das Kontaktformular zu, wenn du auch einen Pizzaofen umbauen möchtest.



Bewerte den Artikel, wenn du magst:
[Gesamt: 15 Durchschnitt: 4.9/5]

1 Kommentar

  1. Michael Mertes

    Was soll ich kommentieren? Der Artikel interessiert mich, aber das angebotene pdf schein schwierig herunterladbar zu sein.

    Bewerte diesen Kommentar, wenn du magst:
    [Gesamt: 0    Durchschnitt: 0/5]

Kommentar verfassen

Du kannst auch mit einem deiner folgenden Profile kommentieren*:


* Zustimmung zur Datenschutzerklärung
Dieses Kommentarformular speichert Name, E-Mailadresse und Inhalt, sowie die IP-Adresse für maximal 60 Tage. Für detaillierte Informationen lies bitte unsere Datenschutzerklärung.
*

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. - HTML ist erlaubt.Du kannst folgende HTML Tags und Attribute benutzen:
<a href="" title=""> <abbr title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strong> <pre style=""> <span style=""> .

Top
green

BILDSCHIRM OFF.
SPAREN ON!

Ein dunkler Monitor verbraucht im Gegensatz zu einem hellen bis zu 20% weniger Strom.
Daher spare ich jetzt Energie für dich.

Harrys Welt